Die Alte Burg

Mittelalterlicher Garten im Ringwall „Alte Burg“

Ein Kleinod an der Este nahe Hollenstedt ist wohl der Ringwall Alte Burg. Es ist ein heute noch erkennbarer Erdwall mit Graben aus dem späten 9. Jh. Diese mit Palisaden befestigte Anlage, auch Burg genannt, diente wahrscheinlich zu Verteidigungszwecken. Sie ist für Archäologen auf jeden Fall hoch interessant und fällt ins Aufgabengebiet des Archäologischen Museums Hamburg (Helms-Museum). Gepflegt wird sie vom Heimat- und Verkehrsverein. So werden seit Jahren die Wiesenflächen gemulcht. Die Restflächen bearbeiten freiwillige Helfer des Vereins mit Motorsense, Motorsäge udgl. Dies sind z.T. recht zeitaufwändige Arbeiten.

Alte Burg

Ringwall „AlteBurg“ – Luftaufnahme (Foto: Helms-Museum, Harburg)

Ludwig Hauschild, unser 1. Vorsitzende, hätte gern mehr Leben in die Alte Burg gebracht um sie etwas attraktiver zu machen. Es war seine Idee, einen Mittelalterlichen Kräuter- und Gemüsegarten anzulegen. Hier sollen Nutzpflanzen gezeigt werden, wie sie zur der Zeit, als der heutige Ringwall noch eine Burg darstellte, im Norddeutschen Raum üblich waren. Dr. Jochen Brandt vom Helms-Museum in Harburg war sofort begeistert von dieser Idee. Mit wissenschaftlicher Sorgfalt wurde vom Museum sichergestellt, dass nur Pflanzen in diesen Garten angepflanzt werden, die tatsächlich zu der damaligen Zeit hier genutzt wurden. Dazu diente zum einen das Capitulare de villis, ein Dokument Karls des Großen, in dem sich in Kapitel 70 eine Pflanzliste für die Fränkischen Domänen findet, zum anderen wurde archäobotanisch untersucht, welche Pflanzen damals in unserer Gegend genutzt wurden. Für den Garten sollte vom Museum außerdem eine Tafel mit den nötigen Erklärungen erstellt werden. Die untere Naturschutzbehörde und das Denkmalschutzamt des Landkreis Harburg gaben ebenfalls spontan grünes Licht für das Vorhaben. Zusammen mit der Estetalschule wurde der Plan zu einem Gemeinschaftsprojekt: Schüler und Schülerinnen hatten bereits im Vorjahr mit ihrem Biologielehrer Henry Holst einen Weiden-Flechtzaun gebaut, wobei der Leiter des Helms-Museums Prof. Weiss sich während ihrer Arbeit persönlich bei ihnen bedankte. Die Schüler wollen sich auch weiterhin an dem Projekt beteiligen. Zunächst führte der Verein noch intensive Vorbereitungs- und Pflegearbeiten durch. So musste das Gelände gefräst und gemulcht werden, wofür sich dankenswerter Weise Peter Meyer-Wenk, Carsten Meyer und Mitarbeiter der Firma Helms einsetzten. Der Garten sollte noch bearbeitet und unkrautfrei gemacht werden. Anschließend wurde Ackersenf, später Lupine zur Bodenverbesserung ausgesät. Das Gerüst für die Schautafel hatte die Firma Lars Versemann angefertigt, und die Helfer des Vereins stellten es auf und verankerten seine Pfosten fest im Boden. Bereits im Mai hatten vier Schülerinnen und drei Schüler der Estetalschule unter Anleitung unserer Helfer und ihres Lehrers Henry Holst einen Teil des Gartens bepflanzt und angesät. Auf sechs Beete kamen Anis, Baldrian, Thymian, Majoran, Estragon, Salbei, Liebstöckel, Schnittlauch, Petersilie, Winterbohnenkraut und Ysop, außerdem die alte Weizen-Art Emmer (Triticum dicoccum), die Dr. Berthold Hohmann vom Botanischen Garten in Hamburg erhalten hatte. Am 8. August 2012 war es dann so weit: Weitere Beete konnten bepflanzt und die Schautafel des Helms-Museums vor dem Garten enthüllt werden. Kinder aus dem Ferienprogramm des Jugendtreff Hollenstedt rückten mit der Dipl. Pädagogin Nina Zöllner an. Unter Anleitung setzten sie bei strahlendem Sonnenschein die Pflanzen ein und wässerten sie, z.B. Rainfarn, Alant, Beifuß, Beinwell, Eibisch, Ysop, Seifenkraut, Minze, Kümmel, Pimpinelle, Wasserdost einzelne Pflanze zu erzählen.

Alte-Burg und junge Gärtner

Junge Gärtner beim Pflanzen

Außerdem konnten die Kinder sich an der Bearbeitung der Pfosten beteiligen, die später für die Pforte des Gartens verwendet werden sollen.

Bearbeiten der Pfosten mit dem Ziehmesser

Bearbeiten der Pfosten mit dem Ziehmesser

Der Naturführer Eckard Köntopp, zeigte ihnen, wie früher nach Urväter Art die rohen Holzstämme mit Ziehmesser und Hauaxt bearbeitet wurden. Schließlich war die Zeit gekommen, die Tafel zu enthüllen.

Dr. Jochen Brandt und Bürgermeister Jürgen Böhme enthüllen die Tafel

Dr. Jochen Brandt und Bürgermeister Jürgen Böhme enthüllen die Tafel

Das Wetter hatte sich aber nun sehr verändert: bei strömendem Regen, aber gut „beschirmt“ durften Dr. Jochen Brandt vom Helms-Museum und Hollenstedts Bürgermeister Jürgen Böhme die Amtshandlung vornehmen. Der Regen minderte aber nicht die Begeisterung der Anwesenden, unter ihnen der ehemalige Samtgemeindedirektor Herbert Woltmann, die Försterin Nicola Matthies, Peter Meyer-Wenk, Jens Liebelt, Frau Dipl.oec.troph. Monika Lüskow und die Helfer des Heimat- u. Verkehrsvereins Ludwig Hauschild, Helmut Schultz, Rudolf Albers, Harry Müller, Arnold Spissak, Uwe Stelling, Lothar Siegel, Gottfried Arnold, Dr. Berthold Hohmann und auch die örtliche Presse. Heinz Meyer-Hoppe vom Hollenstedter Hof hatte ein kleines Büfett für Kinder und Teilnehmer aufgebaut, und unter dem Schutz der Sonnenschirme konnten dann Dr. Brandt, Bürgermeister Böhme und unser erster Vorsitzender, Ludwig Hauschild mit einem Glas Sekt in der Hand ihre Reden zur Einweihung des Gartens halten und Dankesworte aussprechen.

Imbiss und Ansprachen unter dem Sonnendach

Imbiss und Ansprachen unter dem Sonnendach

Da sich anschließend die Sonne wieder zeigte, blieben die Teilnehmer noch eine Weile bei Essen und Getränken zu Gesprächen beisammen.

L.Hauschild / B.Hohmann

Anmerkung: Der Mittelalterliche Garten wird vom
Ehepaar Helmtraud und Ludwig Hauschild gepflegt und betreut

Der Mittelalterliche Garten

Der noch junge Mittelalterliche Garten