Winter-Linde – Baum des Jahres 2016
Dr. Berthold Hohmann
Die Winter-Linde (Tilia cordata Mill.) ist ein stattlicher Baum, der sehr alt werden kann. Die herzförmigen, bis 17 cm langen Blätter besitzen einen gesägten Blattrand und eine ausgezogene Blattspitze. Der Blattstiel ist kahl, in den Nervenwinkeln finden sich winzige braune Bärtchen. Die kleinen grünlichen Blüten stehen zu mehreren in einem gestielten Blütenstand, der an der Basis ein häutiges Hochblatt trägt. Die bräunlichen Früchtchen sind kugelig-gestreckt, durch das Hochblatt drehen sie sich beim Herabfallen.
Winterlinde: Zweig mit Blättern und Blüten; Früchte; Samen; Blütenteile(Abb. aus: Sturms Flora von Deutschland /1900-1907)
Die Winterlinde ist von der Sommer-Linde (Tilia platyphyllos Scop.) oft nur schwer zu unterscheiden. Die Blätter der Sommerlinde sind etwas kleiner (bis 12 cm), Blattstiel und Blattfläche sind behaart, die Bärtchen in den Nervenwinkeln sind weiß. Hinzu kommt, dass Linden-Arten vielfach bastardieren, was eine Unterscheidung erschwert.
Allgemeines zu Lindenbäumen:
Plattdeutsch werden Linden Linnenboom genannt. Lindenholz eignet sich gut für Schnitzarbeiten, die Holzkohle dient als Zeichenkohle.
Die stark duftenden Lindenblüten sind eine hervorragende Bienenweide. Die Blätter werden oft von Blattläusen ausgesaugt, deren Ausscheidung, ein klebrig-süßes Sekret (Honigtau) gern von Bienen und Ameisen aufgenommen wird. Zu bestimmten Zeiten ist dieser Sekretfluss so stark, dass z.B. unter Linden parkende PKWs hiervon überzogen werden (Blattlausschitt).
Die Blüten der Winter- und der Sommer-Linde dienen medi-zinisch zum Teeaufguss bei Erkältungskrankheiten als schweißtreibendes Mittel.
Viele Sagen und Geschichten umranken die Linde. Schon seit dem Mittelalter wird sie in vielen Liedern besungen, so in dem von Franz Schubert vertonten, bekannten Volkslied:
Der Lindenbaum („Am Brunnen vor dem Tore“).